Ein Erlebnisbericht über die Zellenausstattung und den Tagesablauf im Abschiebezentrum der JVA Hannover Langenhagen
nach den hierher am 09.08.2018 getätigten Angaben.
Teil 1
Für deren Richtigkeit kann
keine Gewähr übernommen werden.
Es gibt in der durch meinen Mandanten bezogenen Zelle kaum Mobiliar. Es gibt in den Zellen allgemein kein
Waschbecken und keine Toilette.
Diese Sanitäreinrichtungen sind nur über den Flur
erreichbar.
Die Haftraumtür ist die meiste Zeit verschlossen.
Möchte ein Untergebrachter etwa nachts auf Toilette, muss er
auf die Zellenklingel, die sogenannte Fahne, drücken.
Mit Glück wird, so
denn der Flur und das WC frei ist, die Tür elektronisch entriegelt. Sodann kann
man sich über den videoüberwachten, ca. 6 x 1,5 m großen, Flur zum WC-Bereich begeben.
Dort stehen für bis zu ca. 20 Personen 2 Waschbecken und 2
Toiletten zur Verfügung.
Mein Mandant hat das Glück, dass er den ca. 10 qm großen
Haftraum alleine belegen kann, auch wenn dieser mit 3 Betten ausgestattet ist.
Andere Hafträume sind mit bis zu 4 Betten eingerichtet und
mit 2 bis 4 Inhaftierten belegt.
Frische Luft ist nur während des Hofgangs von ca. 15.00 bis
16.00 Uhr auf einem ca. 10 m x 20 m großen Innenhof aufzutanken.
Die Wände des Haftraums meines Mandanten scheinen teilweise
mit Kot verschmiert zu sein. Der Raum stinkt bestialisch nach Urin, Schweiß und
Zigarettenrauch. Der Würgereiz war anfänglich nur schwer zu unterdrücken.
In etwa 30 m Entfernung verläuft eine Start- bzw. Landebann
des Flughafens Langenhagen.
Der Lärm der Flugzeugturbinen ist derart erheblich, dass
mein Mandant das Gefühl hat, direkt auf
dem Rollfeld neben einer laufenden Maschine unterbracht zu sein.
Ein Durchschlafen ist insoweit nur für wenige Stunden
möglich. Effektive Lärmschutzeinrichtungen sind nicht vorhanden.
Das Gelände ist wie in Strafhaft umzäunt.
Zur „Lebendkontrolle“ wird der Haftraum kurz vor 7.00 Uhr
durch 2 Beamte betreten.
Mit einem feilenähnlichen Gegenstand klimpert einer von
diesen über die Metallstäbe des vergitterten Fensters.
Um 7.00 Uhr morgens haben sich die Untergebrachten sodann im
Flur vor ihren Haftraumtüren in einer Reihe aufzustellen. Sie werden sodann zu einer weiteren Station
zur Essensausgabe geführt.
Dass Frühstück besteht aus 4 Scheiben Toast- Weißbrot, 2
Portionspackungen Margarine und 2 Portionspackungen Marmelade.
Ferner besteht die
Auswahl zwischen Schwarz- und Kräutertee. 2 Teebeutel und 2 Portionspackungen mit 2 Einheiten Süßstoff
dürfen mitgenommen werden.
Dazu gibt es heiß Wasser für den Tee. Mehr gibt es nicht.
Das Frühstück ist sodann
auf dem Bett im Haftraum einzunehmen.
Für ca. 60 bis 90 Min wird der Sanitärraum für dessen
Reinigung sodann gesperrt. Keiner darf während dieser Zeit auf Toilette.
Sodann wird die Zellentür wieder geöffnet und man darf sich
auch auf dem kleinen Flur bis ca. 12.30 h bewegen.
Die Gruppe der derzeitigen Abschiebehäftlinge setzt sich
derzeit überwiegend aus Albanern, sodann aus Arabern, Marokkanern und Syrern
zusammen. Auch ein Serbe und ein Türke ist unter diesen.
Teilweise warten diese überwiegend jungen Männer im Alter
zwischen ca. 20 bis 25 Jahre, von
Ausnahmen abgesehen, schon seit Monaten auf ihre Abschiebung.
Nach dem Einschluss um ca. 12.30 ist ab ca. 15.00 Hofgang.
Dieser wird um ca. 14.50 h über die Zellenlautsprecher
angekündigt.
Für diesen wird jeder sodann einzeln vor dem Verlassen des
Flures aufgerufen und komplett durchsucht. Hände sind von oben und unten
vorzuzeigen.
Der Mund ist zu öffnen. Die Zunge ist zur Kontrolle
herauszustrecken.
Entsprechend wird nach dem Hofgang verfahren.
Mit erhobenen Armen und breitbeinig haben sich die
Untergebrachten vor Verlassen des Hofes an die Wand zu stellen. Sodann werden
sie erneut körperlich durchsucht. Die Hände sind entsprechend vorzuzeigen. Der
Mund ist wieder zu öffnen. Die Zunge ist erneut herauszustrecken.
Auf ihren Zellen
dürfen die Untergebrachten kein Papier und keine Stifte haben.
Sofern jemand etwas schreiben bzw. einen Anwalt beauftragen
möchte, kann dies nur nach Antrag unter Aufsicht der Beamten geschehen.
Die diesseits unter dem 08.08.2018 und den 09.08.2018 auf
den Weg gegebene Briefpost wurde bis zum Freitag, den 10.08.2018 meinem
Mandanten noch nicht übermittelt.
Ein Fax vom 08.08.2018 erhielt ich jedoch postwendet durch
meinen Mandanten unterschrieben am 09.08.2018 über die JVA zurück.
Am Tag der Aufnahme wurde er einer Ärztin vorgestellt.
Entgegen den negativen Erfahrungen meines Mandanten in der JVA Hamburg
Fuhlsbüttel, kam es zu einer grünlicheren Untersuchung.
Mein Mandant brachte bereits beim Anstaltsarzt der JVA Hamburg Fuhlsbüttel vor Wochen vor, unter
Herzbeschwerden zu leiden. Es erfolgte weder die Erstellung eines EKGs noch die
Untersuchung durch bildgebende Verfahren.
Ihm wurde lediglich eine Schmerzsalbe verordnet.
Durch die Ärztin in Langenhagen wurden festgestellt, dass
sein Herz zeitweilig aussetzt bzw. nicht gleichmäßig schlägt.
Der Untergebrachte ist 43 Jahre alt. Dass dessen Vater
bereits mit 42 Jahren seinen ersten Herzinfarkt erlitt, wurde bis dato nicht
ärztlicherseits gewürdigt.
Der Blutdruck des Untergebrachten war ebenfalls viel zu
hoch. Eine weitere Abklärung soll innerhalb der nächsten Tage erfolgen, da
diese in den Räumlichkeiten in Abschiebezentrum Langenhagen nicht möglich ist.
Für meinen Mandanten stellen sich die Herzaussetzer wie
der Ausfall eines Motorzylinders dar.
Dabei hat er ein Beklemmungsgefühl und zeitweilig
Todesangst.
Zahnpasta und Zahnbürste scheinen ebenfalls im
Abschiebereich der JVA Hannover Langenhagen rar zu sein. Erst auf mehrfaches
drängen wurden ihm diese Hygieneutensilien ausgehändigt.
Es besteht zwar die Möglichkeit, täglich mit etwa 6
Untergebrachten gleichzeitig für ca. 10 Min. zu duschen. Danach muss man jedoch
wieder in seine getragene Kleidung schlüpfen, da keine Wechselwäsche zur
Verfügung steht und diese nur 1 zu 1 nach Ablauf von einer Woche ausgetauscht
werden kann.
Der Zustand der wenigen „Lumpen“ wird als teils noch
verdreckt und stark verschlissen beschrieben.
Der in der Kleidung haftende Körpergeruch wird von allen
Untergebrachten als unangenehm beschrieben.
Als menschenwürdig können diese Bedingungen aus hiesiger
Sicht zumindest nicht beschrieben werden.